Wie Kinder Apps vor Eltern verstecken und wie man sie findet
Kinder entdecken ständig neue Wege, ihre digitalen Freiräume auszubauen, dazu gehört auch das Verstecken von Apps auf dem Smartphone oder Tablet. Es kann dabei ganz harmlose Gründe geben (z. B. ein Spiel „heimlich“ ausprobieren), aber auch solche, die Eltern Sorgen machen: etwa ungeprüfte soziale Netzwerke, Chat-Apps oder andere Inhalte, die nicht altersgerecht sind. In diesem Artikel gehen wir darauf ein, wie Kinder Apps verstecken und vor allem, wie Eltern trotzdem solche Apps finden können.
Bild generiert mit Hilfe von KI (Gemini, Google)
Warum Kinder Apps verstecken
Kinder und Jugendliche verstecken Apps aus unterschiedlichen Gründen:
Sie wollen, dass Eltern oder andere Familienmitglieder nicht sehen, was sie installieren oder benutzen.
Sie möchten ohne Kontrolle spielen, chatten oder surfen.
Einige Apps sind ihnen peinlich oder sie möchten nicht, dass Eltern wissen, mit wem sie kommunizieren.
Manchmal geht es auch darum, Regeln der Eltern oder der Familienvereinbarungen zu umgehen.
Das heißt nicht zwangsläufig, dass etwas Schlimmes passiert, aber die Möglichkeit besteht und verdient Aufmerksamkeit.
Die gängigste Methode: Ausblenden
Auf iPhones / iPads (iOS)
Mit der Funktion „Ausblenden“ bzw. „Verstecken“ können Apps vom Home-Bildschirm und in manchen Fällen auch aus der App-Medienbibliothek verschwinden. Nach der Auswahl von „Ausblenden und Face ID/Touch ID anfordern“ verschwindet das Symbol vom Home-Screen.
Die App wird dann meist in einem Ordner „Ausgeblendet“ oder „Versteckt“ abgelegt und zur Nutzung kann Face ID/Touch ID oder ein Code erforderlich sein.
Einschränkungen: Die App ist oft weiterhin in der Suche oder im App-Store-Kaufverlauf sichtbar.
Auf Android-Geräten
Viele Hersteller bieten integrierte Funktionen wie „Apps ausblenden“ im Startbildschirm oder App-Launcher.
Beispiel: Geräte mit Android 15 oder speziellen Oberflächen bieten einen privaten Bereich oder „Vertrauliches Profil“, in dem Apps verborgen werden können.
Hersteller wie Samsung bieten einen „Sicheren Ordner“, in den Apps verschoben werden können, sodass sie nur nach Eingabe eines PINs erscheinen.
Drittanbieter-Launcher oder Hider-Apps bieten zusätzliche Möglichkeiten, Apps umzubenennen, versteckt zu starten oder zu tarnen.
Weitere Möglichkeiten, Apps zu verstecken
1. Apps in Ordnern oder auf entfernten Seiten
Kinder legen Apps in unscheinbare Ordnerstrukturen oder auf hintere Homescreens, die selten jemand durchsieht. Beispiel: Eine Chat-App liegt in einem Ordner „Schule > Hausaufgaben > Tools“. Auf den ersten Blick scheint alles harmlos.
2. Tarn-Apps, die z. B. wie Taschenrechner aussehen
Beliebt sind sogenannte Vault-Apps, die sich als harmlose Tools tarnen – etwa als Rechner oder Notizbuch. In Wahrheit verbergen sie Fotos, Chats oder andere Apps. Typische Namen: Calculator+, Smart Hide Calculator, Vault, KeepSafe, Gallery Lock. Solche Apps öffnen sich erst mit einem geheimen Code oder einer Geste. Eltern können im App-Store nach Begriffen wie „Vault“, „Hide“, „Secret“ oder „Locker“ suchen, um sie zu erkennen.
3. Gastmodus oder zweites Benutzerprofil
Auf vielen Android-Geräten lässt sich ein Gast- oder Zweitprofil anlegen. Kinder wechseln mit einem Wisch in ein anderes Profil, in dem ganz andere Apps installiert sind. Das Hauptprofil wirkt sauber, das zweite bleibt verborgen. In den Einstellungen findet man den Punkt System → Mehrere Benutzer. Bei iPhones gibt es diese Funktion nicht, aber manche nutzen mehrere Apple-IDs mit verschiedenen Apps.
5. Apps außerhalb des App-Stores
Technisch versierte Jugendliche laden Programme direkt aus dem Internet, als sogenannte APK-Dateien. Diese erscheinen nicht in der offiziellen App-Liste und lassen sich leicht umbenennen. Das ist riskant, weil solche Dateien Schadsoftware enthalten oder persönliche Daten abgreifen können.
6. Nutzung über den Browser
Ein einfacher, aber oft übersehener Trick: Kinder löschen die App und öffnen sie im Browser. TikTok, Instagram, Discord oder ChatGPT funktionieren auch ohne Installation. Auf dem Startbildschirm ist dann nichts mehr zu sehen, die Nutzung läuft aber weiter.
7. App-Symbole oder Namen ändern
Mit speziellen Launchern (Android) oder Kurzbefehlen (iOS) lassen sich Symbol und Name einer App verändern. So wird aus Snapchat ein „Kalender“ oder „Notizen“. Beim schnellen Blick auf den Bildschirm fällt das kaum auf.
Wie Eltern versteckte Apps finden können
1. Blick in die Einstellungen
Bei iOS: Einstellungen > Bildschirmzeit > Inhalts & Datenschutzbeschränkungen → Inhalte > Apps. Dort erscheinen auch ausgeblendete Apps wieder.
Bei Android: Einstellungen > Apps zeigt alle installierten Apps – auch solche, die nicht auf dem Startbildschirm angezeigt werden.
Hersteller-Spezifika: z. B. Samsung: Einstellungen > Sicherheit und Datenschutz > Sicherer Ordner. Dort prüfen, ob Apps dort verborgen sind.
2. Prüfung der Nutzung und Berechtigungen
Überprüfen, welche Apps kürzlich installiert oder häufig genutzt wurden.
In den Einstellungen unter „Akku“ oder „Batterie“ (iOS) oder „Apps & Nutzung“ (Android) können Sie sehen, welche Apps aktiv waren – auch wenn sie nicht direkt sichtbar sind.
Bei iOS sind ausgeblendete Apps z. B. noch im Kaufverlauf des App Stores sichtbar.
3. Gesprächs- und Kooperationsansatz
Kinder zur Offenheit ermutigen: erklären, warum Kontrolle und Transparenz wichtig sind.
Regeln gemeinsam festlegen: Welche Apps darf mein Kind installieren, welche nicht? Welche Apps dürfen versteckt werden, wenn überhaupt?
Wenn Kinder Apps verstecken, kann das ein Hinweis auf ein Thema sein, das besprochen werden sollte (z. B. Gefühle, Privatsphäre oder Umgang mit Inhalten, die Eltern nicht freigegeben haben).
Was Eltern tun können: Präventive Maßnahmen
Auf iOS: Bildschirmzeit einrichten, App-Limits setzen, App-Installationen genehmigen lassen.
Auf Android: Familienkonten einrichten, Kindersicherung aktivieren, Kaufanfragen und App-Installationen steuern.
Regelmäßiger Check: Manche Apps können zwar verborgen werden, aber ihre Aktivität bleibt – daher regelmäßig gemeinsam das Gerät anschauen (nicht als Kontrolle, sondern als Gesprächsanlass).
Digitales Vertrauen aufbauen: Wenn Kinder wissen, dass Eltern interessiert und nicht nur kontrollierend sind, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sie heimlich agieren.
Fazit
Das Verstecken von Apps ist leicht, doch der eigentliche Schutz beginnt nicht am Bildschirm, sondern in der Beziehung zwischen Eltern und Kind.
Kinder müssen nichts verheimlichen, wenn sie spüren, dass sie gehört werden und ihre Eltern klar in ihrer Kommunikation sind. Dazu gehört, dass sie wissen, wo die rote Linie verläuft und dass sie nicht jeden Tag neu gezogen wird. Klare und verlässliche Grenzen geben Sicherheit und Orientierung.
Natürlich werden Kinder diese Grenzen manchmal austesten, das gehört zum Großwerden dazu. Wichtig ist dann, dass sie verstehen, was sie getan haben, warum es Regeln gibt und dass sie Verantwortung übernehmen können.
Wenn Vertrauen, Klarheit und echtes Interesse zusammenkommen, entsteht ein Raum, in dem Kinder offen über ihre Apps, Chats und Erlebnisse sprechen. Dann brauchen sie nichts zu verstecken, weder auf dem Handy noch im Leben.
Quellen
Für iOS / iPhone
Apple Inc. – Support-Artikel „App auf dem iPhone sperren oder ausblenden“. Apple Support
t3n – „iOS 18: So versteckt ihr Apps auf eurem iPhone“. t3n Magazin
Netzwelt – Anleitung „Apps mit iOS 18 ausblenden“. Netzwelt
WIRED – „How to Hide or Lock Apps With iOS 18“. WIRED
Deutsche-Glasfaser – „Apps verstecken: Anleitung für Android und iOS“. Deutsche Glasfaser
Für Android
Avast Software – Ratgeber „So verbergen Sie Apps auf einem Android-Smartphone“. Avast+1
Google Support – „Hide sensitive apps with private space“. Google Hilfe
freenet Magazin – „Android-App verstecken: Ein Leitfaden“. freenet-mobilfunk.de
GIGA – „Android: Apps verstecken in privatem Bereich“. GIGA
CHIP Praxistipps – „Icons im App-Drawer verstecken“. praxistipps.chip.de