Aktuelle Kindergeneration verliert bis zu 5 Jahre Lebenszeit

Zum ersten Mal könnte eine Generation kürzer leben als ihre Eltern.

Nicht durch Krieg oder Krankheit. Sondern vor allem, weil Bewegung immer seltener Teil des kindlichen Alltags ist.

Man sieht zwei Schriftzüge, einmal Designed to Move und einmal a physical activity action agenda
Zählmarke

Ein internationales Forschungsteam hat in Zusammenarbeit mit Nike den Report „Designed to Move“ veröffentlicht. Darin wird ein Zusammenhang deutlich, der Eltern nachdenklich machen darf: Kinder, die sich zu wenig bewegen, verlieren im Schnitt bis zu fünf Lebensjahre.

Und das ist nur die körperliche Seite. Denn die Studie entstand 2012 – in einer Zeit, in der Smartphones in Kinderhänden noch die Ausnahme waren.
Heute wissen wir: Bewegungsmangel geht oft Hand in Hand mit zu viel Bildschirmzeit – und das kann auch die Psyche belasten.

🎥 Video ansehen: „We Are Designed to Move“

Was sich verändert hat

Viele Familien erleben es täglich: Der Alltag ist durchgetaktet, Schulwege werden mit dem Auto zurückgelegt, freie Zeit verbringt man lieber drinnen. Und wenn Kinder „mal abschalten“, dann oft mit Tablet oder Smartphone. Das ist verständlich – und oft sogar praktisch. Aber es hat auch Nebenwirkungen:Laut WHO bewegen sich über 80 % der Kinder weltweit zu wenigIn Deutschland erreichen laut RKI nur rund ein Viertel der Kinder und Jugendlichen die empfohlene Bewegungszeit von 60 Minuten täglichEine DJI-Studie zeigt: 10- bis 14-Jährige verbringen über 4 Stunden täglich mit digitalen MedienDie Folgen zeigen sich im Kleinen: schlechter Schlaf, weniger Ausdauer, Konzentrationsprobleme. Und im Großen: Bewegungsmangel zählt zu den zentralen Risikofaktoren für chronische Krankheiten – schon im Kindesalter.

Warum Bewegung so wichtig ist

Bewegung wirkt auf mehreren Ebenen gleichzeitig:Sie stärkt das ImmunsystemSie unterstützt die GehirnentwicklungSie hilft beim Umgang mit StressSie fördert das SelbstbewusstseinSie macht einfach gute LauneSchon 15 Minuten pro Tag können laut einer Studie der Harvard Medical School die Lebenserwartung deutlich erhöhen.
Und laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) fördert Bewegung bei Kindern auch soziale Kompetenz, Frustrationstoleranz und Lernfähigkeit.

Was Eltern tun können – ohne sich zu überfordern

Dieser Artikel soll kein Fingerzeig sein. Vielmehr eine Einladung, hinzuschauen – und kleine Veränderungen möglich zu machen. Nicht alles auf einmal. Sondern Schritt für Schritt.👟 Alltag statt Extraprogramm
Zu Fuß gehen, wenn es machbar ist – zur Schule, zur Kita, zum EinkaufenBewegung zwischendurch: Musik an, gemeinsam tanzen, nach dem Essen spazieren gehenFreiräume schaffen – auch für Langeweile, denn daraus entsteht oft Spiel und Bewegung❤️ Vorbild statt Vorschrift
Kinder beobachten viel genauer als wir denkenWer selbst draußen aktiv ist oder mal das Handy weglegt, sendet starke SignaleEs geht nicht um Sportlichkeit, sondern um Haltung: Bewegung darf dazugehören🗣️ Nachfragen und Mitgestalten
In Schule oder Kita: Gibt es ausreichend Bewegungszeit? Ist Spielen draußen möglich?Im Viertel: Gibt es sichere Wege, gute Spielplätze, sportliche Angebote?Wenn nicht: Manchmal reicht eine Nachfrage, ein Hinweis oder eine Elterninitiative

Was die Bildschirme damit zu tun haben

Die Studie „Designed to Move“ ist über zehn Jahre alt – und doch aktueller denn je. Was sie damals noch nicht einbezog, ist heute Realität:Kinder verbringen mehrere Stunden täglich vor BildschirmenBewegung, Spiel und soziale Begegnung werden dadurch oft ersetztStudien zeigen: Kinder mit hohem Medienkonsum bewegen sich deutlich weniger – und zeigen häufiger psychische BelastungenDie COPSY-Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf belegt: Kinder mit wenig Bewegung und viel Medienzeit zeigen häufiger Ängste, Schlafprobleme und depressive Symptome.Das bedeutet nicht, dass digitale Medien pauschal schlecht sind – aber: Sie sollten Bewegung nicht verdrängen, sondern ergänzen.

Fazit

Zum ersten Mal könnte eine Generation kürzer leben als ihre Eltern.
Das ist keine ferne Prognose, sondern ein deutliches Warnsignal – mit Handlungsspielraum.Wir können etwas tun – indem wir Kinder weniger vor Bildschirmen parken und ihnen wieder die Chance geben, sich selbst zu erleben: durch Bewegung, durch Spiel, durch echte Momente im echten Leben.Nicht perfekt. Nicht immer.
Aber Schritt für Schritt – mit dem Mut, Dinge wieder einfacher zu denken.

🔗 Quellen & weiterführende Literatur

Designed to Move – Full Report (PDF)
https://www.sport-for-development.com/imglib/downloads/nike2012-2013-designed-to-move-fullreport.pdf

WHO – Global action plan on physical activity 2018–2030
https://www.who.int/publications/i/item/9789241514187

Robert Koch-Institut – KiGGS Studie
https://www.rki.de/DE/Themen/Nichtuebertragbare-Krankheiten/Studien-und-Surveillance/Studien/KiGGS/kiggs_start_inhalt.html

DJI – Kindheit, Internet, Freizeit 2023
https://www.dji.de/ueber-uns/projekte/projekte/mediennutzung-und-medienerziehung-in-der-fruehen-kindheit-familiale-medienerziehung-und-institutionelle-kompetenzvermittlung/projekt-publikationen.html

COPSY-Studie (UKE Hamburg)
https://www.uke.de/kliniken-institute/kliniken/kinder-und-jugendpsychiatrie-psychotherapie-und-psychosomatik/forschung/arbeitsgruppen/child-public-health/forschung/copsy-studie.html

Harvard Medical School – Exercise and Life Expectancy
https://www.health.harvard.edu/heart-health/extra-exercise-may-lead-to-a-longer-life

BZgA – Kinder brauchen Bewegung
https://www.kindergesundheit-info.de/

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