„Bist du 18?“ - Erotik-Inhalte in ChatGPT ab Dezember

Ab Dezember 2025 will OpenAI in ChatGPT erotische Inhalte für Erwachsene zulassen – ein Schritt, der laut Unternehmen nur nach Altersverifikation möglich sein soll. Wie diese Prüfung konkret abläuft, ist bisher unklar. Fest steht: ChatGPT soll künftig auch erotische Texte und Rollenspiele ermöglichen – ein Thema, das viele Eltern alarmiert. Denn wie schon bei anderen Plattformen zeigt sich: Altersbeschränkungen sind im Netz leicht zu umgehen, und in der Praxis greifen sie selten zuverlässig.

Berichtet haben darüber u. a. das Handelsblatt, Reuters und The Verge.

Ein Smartphone liegt auf einem Bett in einem Kinderzimmer. Man sieht ChatGPT und den Schriftzug Erotik darauf. Das Bild vermittelt Nachdenklichkeit und Warnung.

Bild generiert mit Hilfe von KI (ChatGPT/DALL·E, OpenAI)

Warum uns Eltern das betrifft

ChatGPT ist längst kein Nischenprodukt mehr. Die App ist laut App Store ab 13 Jahren freigegeben, was bedeutet: Auch Teenager dürfen sie offiziell nutzen. Viele Schulen setzen ChatGPT bereits im Unterricht ein, und in vielen Familien ist die App auf dem Handy – oft aus Neugier oder für Hausaufgaben.

Wenn ChatGPT nun erotische Inhalte erlaubt, steigt das Risiko, dass auch Kinder und Jugendliche darauf stoßen. Ein Klick auf „Ja, ich bin 18“ reicht bislang in den meisten Fällen anderer Websites, um Altersfilter zu umgehen. So war es schon bei Pornoplattformen – und es ist bis heute einer der größten Schwachpunkte im digitalen Kinderschutz.


OpenAIs neue Schutzfunktionen – gut gedacht, aber noch lückenhaft

OpenAI kündigt an, künftig Elternkonten mit Teen-Konten zu verknüpfen. Damit sollen Eltern festlegen können, welche Funktionen erlaubt sind – etwa ob Kinder Bilder generieren, mit der KI sprechen oder auf Chatverläufe zugreifen dürfen.
OpenAI: Introducing Parental Controls

Zusätzlich arbeitet OpenAI an einer Altersvorhersage-Technologie. Wenn das System nicht sicher weiß, ob jemand volljährig ist, sollen automatisch strengere Regeln gelten.
OpenAI: Building towards Age Prediction

Das klingt sinnvoll – in der Praxis bleibt aber offen, wie zuverlässig diese Systeme funktionieren. Kritikerinnen und Kritiker befürchten, dass Filter (wie immer bisher) zu spät greifen oder leicht zu umgehen sind. Selbst OpenAI schreibt, man wolle „gemeinsam mit Expertinnen und Eltern weiter lernen“. Die Realität: Kein Algorithmus ersetzt Gespräche, Begleitung und Aufklärung.


Wenn KI zum Aufklärer wird

Viele Kinder haben den ersten Kontakt mit Sexualität heute über das Internet – oft viel zu früh und ohne Einordnung. Studien zeigen: Wer schon in jungen Jahren Pornografie sieht, hat häufiger ein verzerrtes Bild von Sexualität, Nähe und Einverständnis. Mädchen berichten von Druck, Jungen von falschen Erwartungen.

Die Inhalte, die Jugendliche online finden, zeigen selten echte Intimität. Stattdessen dominieren Gewalt, Dominanz und Frauenfeindlichkeit. UNICEF warnt seit Jahren davor, dass solche Inhalte langfristig das Denken über Beziehungen und Sexualität beeinflussen.
UNICEF Policy Brief 2024: Online Sexual Risks for Children

Wenn KI-Chats künftig erotische Gespräche erlauben, wird daraus ein neues Risiko: digitale Begleiter, die Nähe und Intimität nur vortäuschen. Jugendliche, die sich einsam fühlen oder Halt suchen, könnten in emotionale Abhängigkeit geraten – eine Beziehung zu einer Maschine, die Gefühle simuliert, aber keine echten Grenzen kennt.

Wir haben auch schon mehrfach darüber berichtet und auch eine Extra 3 Sendung dazu verlinkt:
👉https://www.medienzeit-elternblog.de/blog/extra3-wie-p0rnos-unsere-kinder-verderben
👉https://www.medienzeit-elternblog.de/blog/sex-content-auf-kinderhandys


Warum wir Eltern jetzt gefragt sind

Sexualität ist kein Thema, das wir an das Internet delegieren können. Kinder sollen über Sexualität, Respekt und Einverständnis von uns lernen – nicht von Chatbots oder Pornoplattformen. Wenn wir nicht mit ihnen reden, erklärt es ihnen das Netz. Und das zeigt oft das Falsche.

Darum gilt: Prävention ist keine Kontrolle – sie ist Fürsorge. Kinder brauchen uns, um zu verstehen, was sie sehen. Sie müssen wissen, dass sie über alles sprechen dürfen – ohne Angst, ohne Scham.


Was Eltern jetzt tun können

1. Geräte absichern

  • Auf iPhones die Bildschirmzeit aktivieren: Inhalte filtern, Käufe nur mit Freigabe.

  • Auf Android-Geräten Family Link nutzen: App-Downloads kontrollieren, Zeitlimits setzen.

  • Gemeinsame Geräte nur mit eingeschränkten Kinderprofilen nutzen.

2. ChatGPT prüfen

  • Nachsehen, ob die neuen Elternfunktionen verfügbar sind, und sie aktivieren.

  • Browserzugang zu chat.openai.com bei Bedarf blockieren (z. B. über Router oder DNS-Filter).

  • Regelmäßig Updates prüfen – OpenAI ändert Funktionen laufend.

3. Über Sexualität sprechen

  • Redet offen über Körper, Gefühle, Einverständnis und Respekt.

  • Macht klar, dass das, was online gezeigt wird, oft nichts mit echter Nähe zu tun hat.

  • Kinder sollen wissen: Sie dürfen mit allem zu euch kommen – ohne Angst vor Ärger.

4. Schule und Umfeld einbinden

Fazit

OpenAIs Entscheidung, ChatGPT ab Dezember für erotische Inhalte zu öffnen, ist kein Randthema. ChatGPT läuft auf unzähligen Kinderhandys – ein Update reicht, und der Zugang verändert sich.

Ein Pop-up mit der Frage „Bist du 18?“ war nie ein wirksamer Schutz. Auch künstliche Intelligenz wird das vermutlich nicht ändern.

Wenn KI künftig Sexualität erklärt, ohne Einordnung, Gefühl oder Verantwortung, ist das kein Fortschritt – sondern ein Risiko. Wir Eltern müssen die sein, die erklären. Unsere Kinder brauchen echte Gespräche, keine künstliche Nähe.


Quellen


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Digital Companions: Wenn KI die besten Freunde ersetzt