“Anton-App Coin-Hack”: Wie Kinder unbemerkt spielen statt lernen
Viele Eltern vertrauen darauf, dass ihr Kind mit der Anton-App lernt. Wir sehen ein Kind mit einem Tablet, wir hören den bekannten Anton-Ton, wir wissen, dass die Schule die App empfiehlt. Alles wirkt sinnvoll und harmlos. Doch in vielen Klassen passiert etwas völlig anderes. Kinder nutzen die Anton-App nicht zum Lernen, sondern zum Spielen. Und das bleibt oft unbemerkt.
Der Grund dafür ist ein Trick, der sich seit Monaten in rasantem Tempo verbreitet. Es ist der sogenannte Coin-Hack. Ein einfacher Zugriff über den Browser, ein paar Klicks in den Entwickler-Werkzeugen, eine kleine Codezeile. Genau das reicht aus, damit Kinder sich unendlich viele Coins erzeugen und damit alle Spiele der App freischalten. Auf YouTube gibt es hunderte Anleitungen zum Thema, mit immer den aktuellen Methoden.
Wer Coins hat, kann spielen. Wer unendlich viele Coins hat, kann unendlich viel spielen. Und genau das passiert. Im Unterricht. Am Nachmittag. Abends im Kinderzimmer. Oft sehen Eltern und Lehrkräfte dabei zu und glauben, es werde fleißig gelernt.
Bild generiert mit Hilfe von KI (Gemini, Google)
Wie der Coin Hack funktioniert
Der Trick nutzt eine Schwachstelle in der Webversion von Anton. Kinder öffnen die App im Browser und drücken die Taste F12. Die Entwickler Werkzeuge erscheinen. Dort lässt sich der sichtbare Code der Webseite verändern. Es reicht, eine Zahl auszutauschen oder ein kleines Skript einzufügen.
Mit einem einzigen Befehl können Kinder Coins hinzufügen. Der bekannteste lautet adjustCoins und wird an den internen Logger der App geschickt. Andere Befehle heißen addCoins oder inc und stammen aus internen Modulen der App, die öffentlich einsehbar sind.
Damit werden keine echten Serverdaten verändert. Der Wert der Coins wird aber so angepasst, dass die Spiele der App freigeschaltet sind und die Kinder sie jederzeit öffnen können. Für ein Kind fühlt sich das an wie ein Geheimtrick. Nicht wie Betrug. Eher wie ein Zugang, den man plötzlich entdeckt hat.
Was Kinder damit machen
Anton enthält eine ganze Sammlung an Minispielen. Einige dauern nur ein paar Sekunden, andere fesseln Kinder über längere Zeit. Ursprünglich sollten sie eine kleine Belohnung sein, nachdem Aufgaben gelöst wurden. Doch durch die Manipulation der Coins werden die Spiele zum eigentlichen Mittelpunkt der App.
Wir haben es selbst erlebt. Eine ganze Klasse hat im Unterricht fast nur gespielt. Der Lehrer hat es nicht mal bemerkt. Nachmittags ging es zuhause weiter. Eltern waren beruhigt, weil das Kind doch mit einer “Lern-App” beschäftigt ist. In Wirklichkeit wurde kaum eine Aufgabe bearbeitet.
Warum Lehrkräfte es oft nicht merken
Auf den ersten Blick sieht es so aus, als würde ein Kind arbeiten. Es tippt. Es scrollt. Die App ist geöffnet. Einige Aufgaben werden zwischendurch kurz angeklickt, damit Aktivität sichtbar bleibt. Für die Lehrkraft wirkt das normal. Die Spiele sehen aus wie Lernspiele und fallen optisch kaum aus dem Rahmen.
Auch viele Lehrkräfte wissen nicht, dass es so viele Spiele in der App gibt. Manche wissen nicht einmal, dass es Coins gibt. Andere verlassen sich auf die Aktivitätsanzeige, ohne zu prüfen, welche Inhalte wirklich bearbeitet wurden. Die Folge ist, dass Kinder stundenlang spielen können, ohne dass jemand es bemerkt.
Warum Eltern es kaum erkennen können
Für Eltern sieht Lernen und Spielen in Anton fast gleich aus. Keine lauten Geräusche. Keine auffälligen Grafiken. Kein App Wechsel. Viele Kinder wissen genau, wie sie den Eindruck vermitteln, dass sie arbeiten. Gerade weil Anton offiziell eine Lern-App ist, hinterfragen Eltern das Verhalten kaum.
Wie verbreitet der Hack ist und warum er sich so leicht weitergibt
Es ist wichtig, offen zu sagen, dass nicht jede Klasse diesen Trick kennt. Wir wissen nicht, wie viele Kinder den Coin-Hack tatsächlich nutzen. Es gibt keine Zahlen und keine offiziellen Untersuchungen dazu. Klar ist nur eines. Wenn ein Kind in einer Klasse ein YouTube Video entdeckt, in dem gezeigt wird, wie man unendlich viele Münzen erhält, dauert es nicht lange, bis sich der Trick in der ganzen Gruppe verbreitet. Kinder zeigen einander solche Dinge schnell. Es fühlt sich an wie ein Geheimtipp. Niemand will etwas verpassen. Dadurch kann sich der Hack rasch durch eine Klasse bewegen, auch wenn er vorher niemandem bekannt war.
Der aktuelle Stand der Hacks
Der neueste dokumentierte Bericht über den Coin-Hack stammt aus einem GitHub Gist Thread vom 16.Oktober 2025. Dort tauschen Nutzer weiterhin funktionierende Exploits aus. Sie zeigen, wie man Befehle an den internen Logger der App schickt, um Coins zu erhöhen. Andere beschreiben, wie man interne Funktionen aus Dateien wie data user coin add oder engine start nutzt, um Werte direkt zu verändern.
In den Diskussionen wird sogar empfohlen, nur moderate Coin Mengen zu setzen, da extreme Werte von der App manchmal korrigiert werden. Nebenbei entstehen neue Videos auf YouTube, Anleitungen auf kleineren Webseiten und Tipps in Discord Gruppen. Die Community ist aktiv, technisch versiert und organisiert.
Ein Blick zurück zeigt, wie lange das Thema besteht
Die Anton App hatte schon 2001 eine große Sicherheitslücke, durch die persönliche Schülerdaten sichtbar wurden. Seit 2022 tauchten immer wieder erste Coin Tricks auf. In den Jahren danach folgten YouTube-Anleitungen, öffentliche Codeschnipsel und immer ausgefeiltere Varianten. Die Coin-Logik blieb trotz mehrerer Patches angreifbar und ist es bis heute.
Natürlich. Hier ist die komplette Timeline erneut, diesmal alle Jahreszahlen als Ziffern, weiterhin ohne Bindestriche, ohne Leerzeichen am Absatzanfang, sauber formatiert und im Medienzeit Stil.
Zeitachse der bekannten Sicherheits und Hacks
2021
Im März 2021 wurde eine schwere Sicherheitslücke bekannt. Sie ermöglichte das Auslesen von persönlichen Schülerdaten. Dazu gehörten Namen, Schulzugehörigkeit, Klasseninformationen, bearbeitete Aufgaben und Login Zeiten. Die Lücke wurde schnell geschlossen, zeigte aber zum ersten Mal, dass die App im Hintergrund verwundbar ist. Medien berichteten darüber bei heise und golem.
2022
Im Frühjahr 2022 tauchten die ersten Coin-Tricks auf. Nutzer entdeckten, dass man in der Webversion über die Entwickler-Werkzeuge sichtbare Coin-Werte verändern konnte. Es waren einfache Manipulationen, aber sie zeigten, dass die Coin-Logik auf der Nutzerseite lag und nicht serverseitig kontrolliert wurde.
2023
Im Laufe des Jahres 2023 verbreiteten sich immer mehr YouTube-Videos und Forenbeiträge, in denen Kinder zeigten, wie man Coins über Browservariablen erhöht. Der Trick wurde einem breiteren Publikum bekannt. Viele Kinder nutzten die App zunehmend für die Spiele und weniger für die Aufgaben.
2024
Im Frühjahr 2024 wurden interne Codefragmente der Anton-App auf GitHub veröffentlicht und analysiert. Dabei zeigten sich Funktionen wie addCoins oder inc, die sich leicht manipulieren ließen. Die Coin-Mechanik war technisch einsehbar und damit anfällig für tiefergehende Eingriffe. Der Hack war nun nicht mehr nur ein Anzeigetrick, sondern eine echte Veränderung der internen Abläufe der App.
2025
Zwischen Januar und August 2025 verbreiteten sich deutlich komplexere Varianten des Hacks. Discord-Gruppen, GitHub Gists und neue YouTube-Videos teilten fertige Skripte. Einige Varianten schickten automatische Befehle an interne Anton-Systeme, zum Beispiel den Logger, der auf Ereignisse wie adjustCoins reagiert. Andere nutzten Module, die im Webcode verfügbar waren. Die erzeugten Coins wirkten realistisch und fielen kaum noch auf.
Am 16. Oktober 2025 erschien die bisher aktuellste dokumentierte Version des Coin-Hacks. In einem GitHub-Gist-Thread diskutierten Nutzer ausführlich darüber, wie man Coins über JavaScript Befehle erhöht. Sie erklärten, wie man Ereignisse wie adjustCoins an den Logger sendet, wie man interne Dateien wie data user coin add oder engine start nutzt und wie man Werte so verändert, dass sie nicht sofort zurückgesetzt werden. Die Community riet sogar dazu, nur moderate Coin Mengen zu setzen, um das automatische Korrektursystem der App zu umgehen.
Diese Diskussion ist der derzeit deutlichste Hinweis darauf, dass der Hack bis heute aktiv ist und regelmäßig weiterentwickelt wird. Die Szene ist groß, technisch versiert und offen organisiert. Die Coin-Logik der App bleibt verwundbar.
Bild generiert mit Hilfe von KI (Gemini, Google)
Warum das pädagogisch ein echtes Problem ist
Eine Lern-App verliert ihren Sinn, wenn Kinder sie kaum noch zum Lernen nutzen. Wenn Spielen einfacher ist als Lernen, dann gewinnt Spielen immer. Kinder verstehen die Tragweite nicht. Sie fühlen sich nicht wie Hacker. Sie probieren nur etwas aus, das funktioniert. Und sie merken schnell, dass niemand es bemerkt.
Das Ergebnis ist ein massiver Verlust an Lernzeit. Kinder bearbeiten weniger Aufgaben, während Eltern und Lehrkräfte glauben, alles laufe normal. Dazu kommt die soziale Dynamik in Klassen. Wer viele Spiele freigeschaltet hat, wirkt interessanter. Andere wollen mithalten und suchen ebenfalls nach Tricks.
Was Eltern jetzt tun können
Der wichtigste Schritt ist ein Gespräch, das nicht mit Vorwürfen beginnt. Kinder haben den Coin-Hack meist nicht genutzt, um jemanden auszutricksen. Sie sehen einen Trick, probieren ihn aus und merken nicht, welche Folgen das haben kann. Ein ruhiger Einstieg hilft. Man kann das Kind einfach bitten, einmal zu zeigen, was es in der Anton-App macht. Viele Kinder öffnen die Spiele sofort, ohne darüber nachzudenken. Genau dort kann man ansetzen.
Es hilft, ehrlich und auf Augenhöhe zu erklären, warum Lernen wichtig ist und warum die Spiele in der App eigentlich nur als kleine Pause gedacht waren. Kinder verstehen das gut, wenn man es ihnen in ihrem Tempo erklärt. Man kann gemeinsam schauen, welche Aufgaben das Kind wirklich gemacht hat und wo es vielleicht Unterstützung braucht. Wichtig ist, dass das Gespräch nicht als Kontrolle erlebt wird, sondern als Hilfe. Je offener man mit dem Kind spricht, desto eher versteht es, warum Tricks zwar spannend, aber nicht immer gut für das eigene Lernen sind.
Es lohnt sich, gemeinsam in die Elternansicht zu schauen. Dort sieht man, welche Aufgaben wirklich bearbeitet wurden. Auch die Schule sollte informiert werden. Viele Lehrkräfte sind dankbar, wenn sie erfahren, was in ihrer Klasse los ist.
Für den Alltag hilft es, Alternativen anzubieten. Papieraufgaben. Lernvideos. Gemeinsames Wiederholen. Und vor allem ein Gefühl dafür, dass Lernen ein eigener Wert ist und nicht nur ein Spielsystem.
Fazit
Der Anton App Coin Hack ist kein kleiner Streich. Er ist ein strukturelles Problem, das Lernen verdeckt, Spielen erleichtert und Erwachsene täuscht. Der aktuellste Stand zeigt, dass der Hack bis heute aktiv ist und technisch weiterentwickelt wird.
Für Eltern ist es wichtig, genau hinzuschauen und die App gemeinsam mit dem Kind durchzugehen. Eine Lern-App darf nicht zum versteckten Spielplatz werden. Kinder brauchen Orientierung, Begleitung und Werkzeuge, die ihnen wirklich beim Lernen helfen. Die Anton-App ist das im Moment nicht zuverlässig genug.
Quellen und weiterführende Hinweise
Diese Liste zeigt öffentlich zugängliche Quellen, die technische Hintergründe, frühere Sicherheitslücken und aktuelle Coin Hacks der Anton App dokumentieren. Sie belegt nicht, was Kinder im Unterricht konkret tun, sondern zeigt, dass Coin Manipulation technisch möglich, bekannt und weit verbreitet ist.
Technische Exploits und Code Beispiele
GitHub Gist Diskussion zum Coin Hack vom 16. Oktober 2025
https://gist.github.com/vielhuber/06eef5f7aa8353606ae33d63ebd42008
Blogpost Coins in der Anton App von David Vielhuber
https://vielhuber.de/blog/coins-in-der-anton-app/
Mirror der englischen Version
https://vielhuber.de/en/blog/coins-in-the-anton-app/
Beispiel für JavaScript Code Snippets zum Coin Hack
https://gist.github.com/vielhuber/06eef5f7aa8353606ae33d63ebd42008#file-anton_app_coin_hack-js
YouTube Beispiele zu Anton Coin Hacks
Anton Coin Hack Tutorial
https://www.youtube.com/watch?v=b0rfuJ8krZk
Beispiele für weitere Videos
https://www.youtube.com/results?search_query=anton+coin+hack
Beispielsuche Anton App Hack
https://www.youtube.com/results?search_query=anton+app+hack
Hinweis: YouTube enthält viele Videos, häufig mit Kommentaren von Kindern, die berichten, dass sie damit Spiele freischalten konnten.
Dokumentierte Sicherheitslücken der Anton App
Heise Bericht Lern App Anton Sicherheitslücke ermöglichte Auslesen von Schülerdaten
https://www.heise.de/news/Lern-App-Anton-Sicherheitsluecke-ermoeglichte-das-Auslesen-von-Schuelerdaten-5076361.html
Golem Bericht Anton App Sicherheitslücke bei populärem Lernprogramm
https://www.golem.de/news/anton-app-sicherheitsluecke-bei-populaerem-lernprogramm-2103-154834.html
Süddeutsche Zeitung Leck bei Lern App Anton legte Schülerdaten offen
https://www.sueddeutsche.de/service/familie-leck-bei-lern-app-anton-legte-schuelerdaten-offen-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-210310-99-765720
Datenschutz Notizen Massive Sicherheitslücke bei Lern App Anton
https://www.datenschutz-notizen.de/massive-sicherheitsluecke-bei-lern-app-anton-3829341/
DSGVO Portal Eintrag
https://www.dsgvo-portal.de/sicherheitsvorfaelle/sicherheitsluecke_bei_lern-app-anton-440.php
Offizielle Sicherheitsseite des Anbieters
Anton Sicherheit und Datenschutz
https://anton.app/de/sicherheit/