Cybergrooming – wenn Fremde eure Kinder im Netz ansprechen

Das Internet öffnet Kindern Türen zu Spielen, Chats und sozialen Netzwerken. Leider öffnet es auch Türen für Erwachsene, die dort nichts verloren haben: Fremde, die gezielt den Kontakt zu Kindern suchen. Dieses Vorgehen nennt man Cybergrooming – und es ist eine der größten Gefahren, die mit Smartphones ins Kinderzimmer einziehen.

Junge erhält Nachricht

Bild generiert mit Hilfe von KI (ChatGPT/DALL·E, OpenAI)

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Was ist Cybergrooming?

Cybergrooming bedeutet, dass Erwachsene im Internet bewusst den Kontakt zu Kindern oder Jugendlichen aufnehmen, um Vertrauen aufzubauen und sie später sexuell auszubeuten. Das passiert über:

  • Messenger-Dienste wie WhatsApp oder Telegram

  • Spiele-Plattformen wie Roblox, Fortnite oder Minecraft

  • Soziale Netzwerke wie TikTok oder Instagram

Die Täter tarnen sich oft als Gleichaltrige. Sie geben sich als „cooler Freund“ aus der Parallelklasse oder als Mitspieler aus einem Online-Game aus.

Wie häufig ist das Problem?

Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2023 verzeichnet in Deutschland über 5.000 erfasste Fälle von Cybergrooming – und Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus, weil viele Kinder nicht darüber sprechen. Laut einer Studie von Innocence in Danger hat fast jedes dritte Kind schon einmal unaufgefordert sexuelle Nachrichten oder Bilder bekommen.

Warum es so gefährlich ist

  • Unsichtbar für Eltern: Grooming passiert in privaten Chats, oft mitten in Spielen oder Apps, die nach außen harmlos wirken.

  • Kinder sind überfordert: Täter sind geschickt, bauen über Wochen oder Monate Vertrauen auf und nutzen dann Schuldgefühle oder Angst, um Kinder gefügig zu machen.

  • Kein sicherer Rückzugsort: Anders als früher gibt es keinen Schutzraum mehr – selbst im Kinderzimmer kann ein Fremder über das Smartphone Kontakt aufnehmen.

Typische Strategien der Täter

  1. Freundschaft aufbauen: Gemeinsame Interessen („Ich spiele auch Fortnite!“) schaffen Nähe.

  2. Vertrauen gewinnen: Viele Täter hören geduldig zu, geben Komplimente und bauen ein „Geheimnis“ auf.

  3. Abgrenzen von Eltern: Täter sagen Dinge wie „Das versteht deine Mama nicht“ oder „Das ist unser Geheimnis“.

  4. Sexualisierung: Schritt für Schritt werden Themen und Bilder sexueller – oft unmerklich am Anfang.

  5. Druck und Erpressung: „Wenn du nicht tust, was ich sage, schicke ich deine Fotos an alle.“

Psychische Folgen für Kinder

Cybergrooming kann Kinder massiv traumatisieren.

  • Schuldgefühle: Viele glauben, sie seien selbst schuld, weil sie mitgemacht oder nicht sofort etwas gesagt haben.

  • Angst: Kinder fürchten, dass die Täter ihre Drohungen wahr machen.

  • Verlust des Vertrauens: Manche ziehen sich komplett zurück – auch von den eigenen Eltern.

Was Eltern tun können

  • So spät wie möglich starten: Ein Smartphone in der Grundschule öffnet die Tür für Fremde. Besser: eigenes Gerät erst ab 14, Social Media ab 16.

  • Offen reden: Kindern früh erklären, dass Fremde im Netz keine Freunde sind. Rollenspiele helfen: „Was würdest du tun, wenn dir jemand schreibt, den du nicht kennst?“

  • Versprechen geben: Sagt euren Kindern: „Egal, was passiert – du darfst mir alles erzählen. Ich nehme dir das Handy nicht weg.“ Nur so entsteht Vertrauen.

  • Technisch absichern: Jugendschutzfilter helfen, sind aber kein Schutzschild. Wichtig sind gemeinsame Regeln: keine Chats mit Fremden, keine Bilder an Unbekannte.

  • Warnsignale erkennen: Rückzug, Nervosität beim Blick aufs Handy oder Geheimniskrämerei können Hinweise sein.

Was Schulen und Gesellschaft tun müssen

  • Aufklärung im Unterricht: Kinder müssen wissen, wie Täter vorgehen.

  • Klare Meldewege: Kinder und Eltern brauchen einfache Möglichkeiten, Verdachtsfälle anonym zu melden.

  • Härtere Strafen: Viele Täter bleiben unentdeckt oder erhalten milde Strafen. Hier ist die Justiz gefragt.

Fazit

Cybergrooming ist eine unsichtbare, aber reale Gefahr. Fremde sitzen heute nicht mehr nur auf Spielplätzen, sie sitzen direkt im Smartphone der Kinder. Eltern können diese Kontakte nicht vollständig verhindern – aber sie können sie hinauszögern, aufmerksam bleiben und vor allem Vertrauen schaffen. Nur wenn Kinder ohne Angst reden dürfen, können wir sie schützen.

Quellen:

  • Polizeiliche Kriminalstatistik 2023 (BKA)
    Die offizielle Statistik des Bundeskriminalamts mit Daten zu erfassten Straftaten.
    (BundeskriminalamtWikipedia)

  • Innocence in Danger – Schutz vor sexualisierter Gewalt im digitalen Raum
    Eine internationale NGO, die sich für den Schutz von Kindern online einsetzt.
    (Innocence in Danger)

  • klicksafe.de – Informationen & Hilfen zu Cybergrooming
    Offizielle Seite mit Broschüren, Videos und Tipps für Eltern zur Prävention und Erkennung von Cybergrooming.
    (klicksafe.de)

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