Snapmaps - Risiken für Kinder und wie Eltern sie schützen können
Snapchat gehört zu den beliebtesten Apps bei Kindern und Jugendlichen. Viele Eltern kennen die bunten Filter und kurzen Clips, aber kaum jemand weiß, wie mächtig und wie gefährlich eine einzige Funktion sein kann. Sie heisst Snapmaps und zeigt in Echtzeit den Aufenthaltsort eines Kindes an. Für Freundinnen und Freunde wirkt es harmlos, fast wie ein kleiner Treffpunkt auf dem Bildschirm. Für Fremde, für Täterinnen und Täter und für alle, die ein Kind unter Druck setzen wollen, ist es ein Geschenk.
Wie Snapmaps funktioniert, warum es so problematisch ist und was Eltern sofort tun sollten.
Bild generiert mit Hilfe von KI (ChatGPT/DALL·E, OpenAI)
Was ist Snapmaps und wie funktioniert es
Snapmaps ist eine Kartenansicht innerhalb der Snapchat App. Öffnen Kinder die Karte, sehen sie die Orte, an denen ihre Kontakte gerade sind. Diese Orte werden oft sehr genau angezeigt. Teilweise auf einige Meter genau. Bewegungen erscheinen live. Wenn sich ein Kind von der Schule nach Hause bewegt oder am Nachmittag bei einer Freundin ist, sieht das gesamte Netzwerk diese Wege. Zudem zeigt Snapmaps nicht nur die Position, sondern auch kleine Zusatzinformationen wie Geschwindigkeit oder Aktivitäten. Es wirkt spielerisch, ist aber eine Form von Ortung, die Kinder niemals kontrollieren können.
Warum Snapmaps für Kinder so gefährlich ist
Die Risiken werden häufig unterschätzt. Eltern gehen davon aus, dass Kinder nur von echten Freunden umgeben sind. Leider stimmt das schon lange nicht mehr. Kinder fügen oft neue Kontakte hinzu, weil sie jemanden aus einem Spiel kennen, weil jemand nett wirkt oder weil ihnen ein schöner Avatar gefällt. Viele Kinder kennen einen Teil ihrer Snapchat Kontakte nicht persönlich. Damit geben sie Menschen Zugriff auf ihren Aufenthaltsort, die sie im echten Leben niemals treffen würden. Drei zentrale Risiken:
Kontrolle und Druck
Snapmaps kann sofort benutzt werden, um Druck auszuüben. Kinder kontrollieren sich gegenseitig. Warum bist du da. Warum warst du dort. Warum antwortest du nicht. Snapmaps verstärkt sozialen Stress und fördert ungesunde Beziehungen. Wer die Standortanzeige ausschaltet, muss sich oft rechtfertigen und wird schnell misstrauisch gemacht.
2. Cyber-Grooming
Wenn Kinder Fremde in ihrer Snapchat Freundesliste haben, können diese Personen genau sehen, wo das Kind wohnt, wo es zur Schule geht und welche Wege es täglich nimmt. Täterinnen und Täter haben damit etwas, das sie früher nie hatten. Eine vollständige Bewegungskarte eines Kindes.
3. Mobbing und Bloßstellung
Snapmaps gibt anderen die Möglichkeit, Kinder bloßzustellen. Wenn jemand weiss, wo ein Kind ist, kann das genutzt werden, um Gerüchte zu verbreiten oder unangenehme Situationen zu provozieren. Kinder trauen sich oft nicht, sich zu schützen, weil sie Angst haben, den sozialen Anschluss zu verlieren.
Wissenschaftliche Perspektive und Studienlage
Forscherinnen und Forscher warnen schon seit Jahren vor Funktionen dieser Art. Studien zeigen immer wieder, dass Kinder unter sozialer Beobachtung stärker gestresst sind, dass permanente Sichtbarkeit die Angst erhöht und dass digitale Überwachung zwischen Kindern soziale Konflikte verstärkt. Besonders problematisch wird es, wenn Kinder den sozialen Druck erleben, den Standort eingeschaltet lassen zu müssen. Das entzieht ihnen ihre Privatsphäre in einem Alter, in dem sie sie dringend brauchen.
Artikel und Studien verlinken wir unten in einem separaten Absatz.
Bild generiert mit Hilfe von KI (ChatGPT/DALL·E, OpenAI)
Warum Kinder die Funktion lieben und trotzdem geschützt werden müssen
Snapmaps fühlt sich für Kinder an wie ein sozialer Treffpunkt. Viele sehen darin keine Gefahr, sondern Komfort. Wer sieht, wer wo ist, fühlt sich weniger ausgeschlossen. Das ist der Kern des Problems. Kinder verstehen die Tragweite nicht. Eltern müssen hier entscheiden, was sicher ist. Nicht das Kind.
Auch wenn Snapchat technisch einen Schutz bietet, den sogenannten Geistmodus, mit dem der Standort komplett verborgen bleibt, nutzen ihn viele Kinder nicht. Sie kennen die Funktion oft nicht oder schalten sie wegen Gruppendruck bewusst nicht ein. Viele Kinder fürchten, ausgeschlossen zu werden, wenn sie nicht sichtbar sind. Eine gute Übersicht für Eltern bietet auch “Schau Hin”: https://www.schau-hin.info/grundlagen/snapchat-einfach-erklaert
Genau deshalb können Kinder ihre Ortung im Alltag praktisch nicht kontrollieren und brauchen die Unterstützung der Eltern.
Was Eltern sofort tun sollten
Snapchat Einstellungen prüfen: In der Snapchat App oben auf das Profil tippen, dann auf die Snapmaps Einstellungen. Dort kann der Standort komplett deaktiviert werden. Die sicherste Einstellung heisst Geistmodus. Dieser verhindert jede Standortweitergabe.
Über Risiken sprechen: Kinder reagieren oft mit Abwehr, wenn man eine Funktion ausschaltet. Wichtig ist ein Gespräch ohne Vorwürfe. Erklären Sie, dass es nicht um Kontrolle geht, sondern um Schutz. Machen Sie klar, dass der Standort im Netz immer sensible Information ist.
Freundeslisten prüfen: Viele Kinder haben hunderte Kontakte auf Snapchat. Gemeinsam durchzugehen, wer das wirklich ist, wirkt oft Wunder. Kinder entdecken dabei selbst, wie viele Fremde in ihren Listen sind.
Klare Regeln schaffen: Solange Ihr Kind Snapchat nutzt, sollte der Standort aus bleiben. Ohne Ausnahmen. Regeln geben Sicherheit.
Alternativen anbieten: Wenn ein Kind Snapmaps nutzt, weil es sich verbunden fühlt, können Eltern echte Treffen, gemeinsame Nachmittage mit Freundinnen und Freunden oder kleine Gruppenaktivitäten stärken. Je stabiler die echten Kontakte, desto weniger brauchen Kinder digitale Überwachung.
Fazit
Snapmaps wirkt auf Kinder wie ein Spiel. In Wahrheit ist es ein Ortungsdienst, der intime Bewegungsdaten preisgibt. Ein Kind sollte niemals live sichtbar sein. Nicht für Freundinnen und Freunde. Nicht für Bekannte. Und erst recht nicht für Fremde. Eltern müssen diese Funktion unbedingt ausschalten, erklären warum und ihre Kinder begleiten. Kinderschutz beginnt nicht mit Regeln für die grossen Plattformen. Er beginnt genau hier. Mit einem einzigen Klick in einer App, die fast jedes Kind benutzt.
Quellen
Bundeszentrale für politische Bildung Forschung zu digitaler Überwachung und Privatsphäre bei Jugendlichen
https://www.bpb.de
Hilft Eltern zu verstehen, wie digitale Überwachung Kinder belastet und warum Privatsphäre wichtig ist.KJM Studie zu Risiken von Standortfunktionen in Social Media Apps
https://www.kjm-online.de
Zeigt, welche Gefahren durch Echtzeit Standortfreigaben entstehen und warum Kinder besonders gefährdet sind.EU Digital Services Act Vorgaben zu Datensicherheit und Schutz Minderjähriger
https://digital-strategy.ec.europa.eu/en/policies/digital-services-act-package
Erläutert die europäischen Schutzmaßnahmen für Minderjährige in digitalen Räumen.Common Sense Media Research Bericht zu Social Media Nutzung und Gefahren für Kinder
https://www.commonsensemedia.org
Bietet gut verständliche Berichte zu Social Media und zeigt, wie Apps wie Snapchat Kinder beeinflussen.Pew Research Center Nutzung von Snapchat und Kartenfunktionen durch Jugendliche
https://www.pewresearch.org/internet
Zeigt, wie verbreitet Snapchat unter Jugendlichen ist und wie Kinder Standortfunktionen nutzen.JIM Studie 2024 und 2025 Nutzung sozialer Plattformen durch Kinder und Jugendliche
https://www.mpfs.de
Liefert aktuelle Zahlen dazu, wie Kinder soziale Netzwerke nutzen und welche Trends entstehen.Offizielle Snapchat Info zu Snapmaps
https://support.snapchat.com/hc/articles/115000389473
Erklärt Funktionen, Einstellungen und Datenschutz rund um Snapmaps direkt von Snapchat.