Meta kündigt neue Eltern-Kontrollen an – und schiebt die Verantwortung weiter

Wenn Meta neue „Kinderschutzfunktionen“ ankündigt, lohnt es sich, genau hinzusehen. Zu oft haben wir in den vergangenen Jahren erlebt, dass große Worte gemacht wurden und am Ende kaum etwas davon blieb. Jetzt also der nächste Versuch: Eltern sollen bald sehen können, mit welchen KI-Charakteren ihre Kinder auf Instagram, WhatsApp oder Facebook chatten, worüber sie sprechen und ob sie diese Funktionen sperren wollen. Das klingt vernünftig, aber wir wissen: Meta hat beim Thema Jugendschutz eine lange Liste offener Baustellen.

Drei Kinder halten Smartphones mit den Logos von Instagram, Facebook und WhatsApp – Symbolbild für Kinderschutz und Verantwortung bei Meta.

Bild generiert mit Hilfe von KI (ChatGPT/DALL·E, OpenAI)

Zählmarke

Offizieller Link von Meta Platforms zur Ankündigung der neuen Eltern-Kontrollfunktionen:
Empowering Parents, Protecting Teens: Meta’s Approach to AI Safety (Blog-Post von Meta, 17. Oktober 2025) about.fb.com

Erstmal nur im englischsprachigen Raum.

Die neuen Funktionen sollen Anfang 2026 starten, aber nur in USA, Großbritannien, Kanada und Australien. Für Familien in Deutschland heißt das: warten. Und selbst wenn sie irgendwann kommen. Wer glaubt wirklich, dass das Problem damit gelöst ist?

Was Meta verspricht

Laut Meta sollen Eltern künftig:

  • sehen, mit welchen KI-Charakteren ihre Kinder chatten,

  • den Zugang zu einzelnen KI-Figuren sperren,

  • und Gesprächsthemen einsehen können, um „den Dialog über KI in der Familie zu fördern“.

Meta beschreibt das als „Chance, Gespräche über verantwortungsvollen Umgang mit KI zu fördern“. Klingt nach Fürsorge, ist aber vor allem ein Hinweis darauf, dass Meta genau weiß, welche Gespräche Kinder führen, mit wem sie sprechen und welche Daten dabei gesammelt werden.

Die Vergangenheit spricht gegen Vertrauen

Meta hat sich beim Thema Jugendschutz selten mit Ruhm bekleckert. In den letzten Jahren hat der Konzern immer wieder versprochen, Jugendliche besser zu schützen und dieses Versprechen selten eingelöst. Hier ein Blick auf das, was tatsächlich passiert ist:

  1. Interne Studien zu Instagram (2021):
    Leaks zeigten, dass Meta wusste, wie negativ Instagram auf das Körperbild junger Mädchen wirkt – und trotzdem nichts tat.

    „We make body image issues worse for one in three teen girls.“
    (The Guardian, 2021)
    (Meta Statement, 2021)

  2. Kindersicherungen mit Lücken (2023–2025):
    Metas „Elternaufsicht“ ließ sich leicht umgehen. 2025 zeigten Forscher, dass nur 8 von 47 geprüften Sicherheitsfunktionen tatsächlich funktionierten.
    (Reuters, 2025)

  3. Datenschutzverstöße:

    • 2022: 405 Mio. € Strafe wegen öffentlich sichtbarer Teenagerdaten.
      (The Guardian, 2022)

    • 2023: 1,2 Mrd. € Strafe wegen unzulässiger Datenübertragung in die USA.
      (EDPB, 2023)

Meta hat also nicht zum ersten Mal ein Sicherheitsversprechen gegeben, das später nicht gehalten wurde.

Was jetzt konkret kommen soll

Mit den neuen Funktionen will Meta Eltern mehr Einblick geben: Wer mit KI chattet, worüber gesprochen wird und welche Figuren blockiert werden können. Parallel kündigte das Unternehmen an, Instagram-Inhalte künftig auf das Niveau eines FSK-13-Films zu bringen und neue Filter einzuführen.

Doch das ändert nichts daran, dass Instagram, WhatsApp und Facebook darauf ausgelegt sind, Kinder und Jugendliche so lange wie möglich auf der Plattform zu halten. Kein Filter der Welt löst dieses Grundproblem.

Was Eltern jetzt tun können

Solange Meta in Versprechungen denkt, müssen wir Eltern in echten Lösungen handeln:

  • KI-Chats vermeiden: Wenn möglich, KI-Funktionen auf Instagram, WhatsApp und Facebook deaktivieren.

  • Geräteeinstellungen nutzen: Mit Apple Bildschirmzeit und Google Family Link lassen sich Apps, Inhalte und Nutzungszeiten steuern.

  • Gespräche führen: Kinder sollten verstehen, dass KI keine echten Freunde ist – und dass Daten in solchen Chats gespeichert und analysiert werden.

  • Verantwortung teilen: Schulen, Eltern und Lehrkräfte sollten gemeinsam über neue KI-Risiken sprechen.

Fazit

Ja, Meta kündigt erneut mehr Schutz für Jugendliche an – aber Vertrauen muss man sich verdienen. Nach Jahren mit gebrochenen Versprechen, Datenpannen und schwachen Schutzfunktionen werden wir ganz genau hinsehen, ob diesmal wirklich etwas passiert – oder ob es nur bei Ankündigungen bleibt.

Bis dahin gilt: Der beste Schutz sind aufgeklärte Eltern und klare Grenzen zu Hause – nicht die Versprechen großer Plattformen.

Wir Eltern werden diese Verantwortung annehmen, weil wir müssen. Aber wir sollten dabei nie vergessen: Die eigentliche Verantwortung liegt dort, wo die Systeme entstehen – bei den Plattformen selbst.

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