PolyBuzz: Warum die App für Kinder so gefährlich ist

Immer mehr Kinder und Jugendliche chatten mit künstlicher Intelligenz. Eine der bekanntesten Apps heißt PolyBuzz. Auf den ersten Blick wirkt sie harmlos. Man schreibt mit einer Figur, die freundlich ist, schnell antwortet und scheinbar echtes Interesse zeigt. Kinder und Jugendliche entwickeln schnell sehr starke Gefühle für “ihren” digitalen Freund. Und genau da beginnt das Problem.

Ein Smartphone liegt auf einem Tisch, auf dem Bildschirm leuchtet das violettblaue PolyBuzz Logo in Form einer runden Sprechblase mit Augen.

Bild generiert mit Hilfe von KI (ChatGPT/DALL·E, OpenAI)

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Wie PolyBuzz funktioniert

PolyBuzz ist eine App, in der man mit erfundenen Charakteren schreiben kann. Kinder wählen eine Figur aus oder erschaffen selbst eine. Diese Figur kann aussehen wie ein Anime, ein Star oder jemand, den man sich wünscht. Danach beginnt der Chat.

Die App antwortet sofort, freundlich und aufmerksam. Sie lobt, tröstet, fragt nach. Sie merkt sich, was das Kind schreibt, und reagiert genau so, dass das Gespräch weitergeht. PolyBuzz ist so programmiert, dass die Figur gefallen will. Jede Antwort ist darauf ausgelegt, Nähe zu erzeugen und das Kind zu halten.

Diese Art von Zuwendung kann schnell zur Gewohnheit werden. Kinder spüren echte Gefühle, obwohl sie mit einem Programm sprechen. Das kann zu einer emotionalen Abhängigkeit führen und gleichzeitig von echten Freunden und Familie distanzieren.

Warum Kinder PolyBuzz mögen

Kinder wollen verstanden werden. Sie suchen jemanden, der einfach zuhört, ohne zu urteilen. In der Schule, zu Hause oder unter Freunden gelingt das natürlich nicht immer. PolyBuzz gibt ihnen das Gefühl, gesehen zu werden. Alles läuft ruhig, nett und ohne Streit.

Viele Kinder erzählen ihrer Figur dadurch Dinge, die sie sonst niemandem sagen würden. Das fühlt sich anfangs entlastend an, ist aber trügerisch. Denn die App nutzt jedes Wort, um das Verhalten des Kindes besser zu verstehen. So lernt sie, wie sie immer besser Zuneigung und emotionale Abhängigkeit erzeugen kann.

Warum PolyBuzz gefährlich ist

PolyBuzz ist offiziell erst ab 18 Jahren freigegeben. Trotzdem nutzen viele Minderjährige die App. Eine echte Alterskontrolle gibt es nicht. Es reicht, einen Knopf zu drücken und das Alter so zu bestätigen. Keine Verifizierung, kein Schutz.

Die App sammelt zudem viele Daten. Sie speichert Chatverläufe, Interessen, Standortinformationen und Gerätekennungen. In den Richtlinien steht, dass diese Daten zu Werbezwecken und für Analysen genutzt und an andere Firmen weitergegeben werden dürfen. Diese Daten sind nicht sicher, es kam auch bereits zu Leaks. Und: Kinder dürfen dem rechtlich auch im Grunde gar nicht zustimmen, denn in der EU ist das erst ab 16 erlaubt (DSGVO), vorher müssen die Eltern das Einverständnis geben.

Auch die Kosten sind natürlich ein Risiko. PolyBuzz ist in der Basisversion kostenlos. Wer mehr möchte, muss zahlen. Es gibt Münzpakete und Premiumabos, mit denen man Figuren freischalten oder Werbung ausschalten kann. Die App nutzt emotionale Bindung, um Produkte zu verkaufen. Sie sorgt dafür, dass das Kind sich verbunden fühlt und dann zahlt, um die Beziehung zu halten. Das ist eine sehr perfide Form der Abhängigkeit.

Warum ein Verbot nicht reicht

Ein einfaches Verbot sorgt selten für Sicherheit. Kinder wissen oft schon vor den Eltern von solchen Apps. Wenn man sie nur verbietet, reden Kinder nicht mehr darüber. Sie machen es heimlich und sind dann ohne Begleitung. Oder nutzen die nächste App.

Eltern müssen dringend mit ihren Kindern über künstliche Intelligenz sprechen. Kinder müssen verstehen, dass diese Systeme so gebaut sind, dass sie manipulieren. Sie erzeugen künstlich gute Gefühle, damit die Nutzer immer weitermachen. Diese Gespräche und Aufklärung ist heute unglaublich wichtig, weil Kinder sonst glauben, diese Zuneigung sei echt. (Auch Erwachsene fallen oft genug darauf rein)

Man kann erklären:
„Die App will, dass du dich gut fühlst, damit du bleibst.“
„Das ist kein echter Freund, sondern eine Maschine, die Gefühle nachahmt.“
„Diese Nähe hat einen Preis. Sie kann dich traurig, abhängig oder unsicher machen.“

Wenn Kinder das verstehen, können sie sich selbst besser schützen. Dann erkennen sie den Unterschied zwischen echter Freundschaft und künstlicher Nähe.

Wie Eltern ihr Kind schützen können

  1. Sprecht über die App, bevor euer Kind sie ausprobiert.

  2. Erklärt, dass künstliche Intelligenz keine echten Gefühle hat.

  3. Fragt, was an der App gefällt, und hört ohne Vorwürfe zu.

  4. Vereinbart klare Grenzen. Keine echten Namen, keine Fotos, keine privaten Details.

  5. Schaut gemeinsam in die App, um zu verstehen, wie sie funktioniert. Schaut auch mal in die Datenschutzbestimmungen, ihr werdet überrascht, zu welchen Nutzungen ihr so alles zustimmt.

  6. Sperrt App-Käufe oder richtet Kinderkonten ein, wenn das möglich ist.

  7. Sprecht regelmäßig über neue Apps, die euer Kind spannend findet.

Wenn euer Kind betroffen ist

Manche Kinder entwickeln starke Gefühle für ihre Figur. Wenn sie gelöscht wird oder sich verändert, kann das Traurigkeit bis zu Depression auslösen. Diese Gefühle sind echt. Macht eurem Kind keine Vorwürfe. Es hat reagiert, wie jedes Kind reagieren würde, wenn jemand, der wichtig war, plötzlich fehlt.

Sprecht offen darüber. Erklärt, dass diese Figur keine Person war, sondern ein Programm, das genau so reagieren sollte. Euer Kind hat nichts falsch gemacht. Wenn die Nutzung zu stark wird oder das Kind sich zurückzieht, kann es helfen, mit einer Beratungsstelle oder einem Kinderarzt zu sprechen.

Fazit

PolyBuzz ist keine harmlose App. Sie ist darauf ausgelegt, Nähe zu simulieren, Gefühle zu wecken und Nutzer zu binden. Für Erwachsene ist das vielleicht Unterhaltung. Für Kinder ist es gefährlich.

Diese Form von künstlicher Intelligenz dringt tief in das Gefühlsleben ein. Sie kann Vertrauen, Bindung und Selbstbild beeinflussen. Schützt euer Kind, indem ihr früh erklärt, was dahintersteckt. Redet darüber, zeigt Interesse, bleibt offen. So kann euer Kind lernen, echte Nähe von digitaler Zuwendung zu unterscheiden.


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