Sharenting: Wenn Eltern viel zu viel teilen

Fotos vom ersten Schultag, das neue Fahrrad, ein Video vom Kindergeburtstag: Wir alle haben solche Momente schon geteilt. Oft aus Stolz, manchmal, um Familie und Freunde teilhaben zu lassen. Doch was harmlos beginnt, hat einen Namen: Sharenting. Und es kann Folgen haben, die wir beim Posten kaum ahnen.

Eine Hand hält ein Smartphone, auf dessen Bildschirm zwei Kinder zu sehen sind, die ernst in die Kamera schauen. Im Hintergrund sind Social Media Symbole wie Herz, Daumen und Hashtag zu erkennen.

Bild generiert mit Hilfe von KI (ChatGPT/DALL·E, OpenAI)

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Was bedeutet Sharenting

Der Begriff setzt sich aus „share“ (teilen) und „parenting“ (Elternschaft) zusammen. Gemeint ist das öffentliche Teilen von Inhalten über die eigenen Kinder im Internet, auf Social Media, in Familienchats oder sogar in Foren. Manche Eltern posten nur selten etwas, andere dokumentieren das Leben ihrer Kinder fast täglich. Das Problem: Kinder können sich nicht wehren, und was einmal im Netz ist, bleibt dort.

Warum Sharenting problematisch ist

Viele Fotos und Videos landen auf Plattformen, die persönliche Daten auswerten und weiterverarbeiten. Was heute süß wirkt, kann morgen peinlich oder gefährlich sein. Einige Risiken:

  • Digitale Spuren: Schon Kleinkinder haben durch elterliche Posts eine eigene Online-Identität, noch bevor sie selbst online sind.

  • Mobbing: Bilder, die Eltern stolz teilen, können später von Mitschülern oder Fremden für Spott genutzt werden.

  • Datenmissbrauch: KI-Tools können Fotos in Sekunden verändern, Kinder in andere Szenen einsetzen oder gar sexualisieren.

  • Identitätsdiebstahl: Namen, Geburtsdaten, Wohnorte oder Schulnamen verraten oft mehr, als Eltern denken.

Was Kinder darüber denken

Viele Jugendliche sagen heute offen, dass sie ihre Baby- oder Kinderfotos im Netz unangenehm finden. In Gesprächen mit Eltern hört man dann oft: „Aber das war doch nur für Freunde!“ oder „Das war damals normal!“ Doch die Kinder von heute wachsen in einer anderen Welt auf. Sie erleben täglich, wie schnell sich Inhalte verbreiten, wie leicht man in Chats oder Memes landet und wie wenig Kontrolle man dann noch hat.

Warum wir umdenken müssen

Eltern wollen das Beste für ihr Kind, auch online. Doch der Respekt vor der Privatsphäre unserer Kinder ist heute ein Teil davon. Wir sollten uns vor jedem Post fragen:

  • Würde ich wollen, dass dieses Foto später im Netz über mich zu finden ist?

  • Ist mein Kind alt genug, um selbst zu entscheiden?

  • Könnte das Bild in einem anderen Kontext unangenehm werden?

Wenn wir ehrlich antworten, wissen wir meist sofort, ob wir posten sollten oder nicht.

Was wir stattdessen tun können

  • Fotos privat teilen: Zum Beispiel in geschützten Cloud-Ordnern, Familien-Chats oder über verschlüsselte Dienste.

  • Anonymisieren: Keine Namen, Orte, Schulnamen oder Gesichter zeigen.

  • Kinder einbeziehen: Wenn sie alt genug sind, gemeinsam entscheiden, was geteilt wird. Und darüber sprechen, was passieren kann.

  • Aufklären: Mit Großeltern, Freunden oder Schulen sprechen, damit auch sie verstehen, warum Zurückhaltung wichtig ist.

Unser Fazit

Sharenting ist ein modernes Wort für ein altes Bedürfnis: stolz sein und teilen wollen. Doch im digitalen Zeitalter brauchen wir neue Grenzen. Nicht aus Angst, sondern aus Verantwortung. Denn jedes Kind hat ein Recht auf Privatsphäre – auch im Internet.


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