Zu früh ein Smartphone – später psychisch krank?
Neue Studie warnt: Kinder unter 13 zahlen einen hohen Preis
Darf mein Kind schon ein eigenes Smartphone haben? Diese Frage beschäftigt viele Eltern – vor allem, wenn Freunde längst eins besitzen oder die erste Klassenchat-Gruppe winkt. Eine neue internationale Studie liefert nun klare Hinweise: Wer zu früh ein eigenes Gerät bekommt, zahlt später womöglich einen hohen Preis – vor allem psychisch.
Bild erstellt mit DALL·E von OpenAI
Die Untersuchung, veröffentlicht im Journal of Human Development and Capabilities im Juli 2025, basiert auf Daten von mehr als 100.000 jungen Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren. Die Forschenden wollten wissen: In welchem Alter haben diese Personen ihr erstes Smartphone bekommen – und wie geht es ihnen heute psychisch?
Das Ergebnis ist deutlich: Je früher ein Kind ein eigenes Smartphone erhält, desto höher ist später das Risiko für psychische Probleme. Besonders betroffen sind Jugendliche, die ihr erstes Gerät mit 12 oder noch früher bekommen haben. In dieser Gruppe traten signifikant mehr depressive Symptome, geringeres Selbstwertgefühl, eine schlechtere Emotionsregulation und sogar häufiger Suizidgedanken auf.
Am auffälligsten ist der Unterschied bei sehr frühem Start: Mädchen, die ihr erstes Smartphone bereits mit fünf oder sechs Jahren bekamen, berichteten später fast doppelt so häufig von Suizidgedanken (48 Prozent), verglichen mit jenen, die erst mit 13 einsteigen durften (28 Prozent).
Die vollständige Studie ist hier abrufbar:
➡️ Zur Originalstudie (Open Access)
Aber warum ist das so? Die Studie nennt mehrere mögliche Gründe: Wer früh mit digitalen Medien aufwächst, hat häufiger Kontakt zu problematischen Inhalten – etwa in sozialen Netzwerken oder Messenger-Gruppen. Kinder sehen Bilder, lesen Kommentare, erleben Konflikte oder Mobbing – lange bevor sie all das einordnen oder verarbeiten können. Gleichzeitig fehlt oft die emotionale Reife, um mit der ständigen Bewertung, Vergleichen oder Ausgrenzung klarzukommen. Auch Schlafmangel und die schleichende Abhängigkeit von der digitalen Welt spielen eine Rolle.
Die Forschenden weisen außerdem darauf hin, dass der sogenannte „MHQ-Wert“ – ein international eingesetzter Messwert für mentale Gesundheit – mit dem Smartphone-Alter abnimmt: Wer mit 13 startet, liegt im Schnitt bei 30 Punkten, wer mit fünf startet, nur noch bei 1 Punkt.
Viele Eltern sagen: „Das Handy ist doch nur zur Sicherheit.“ Aber spätestens wenn TikTok, Snapchat oder YouTube dazukommen, ist es kein reines Notfallgerät mehr – sondern ein permanenter Begleiter mit enormem Einfluss auf Stimmung, Schlaf und Selbstbild. Und auch die besten Kindersicherungen können nicht verhindern, dass Kinder sich gegenseitig Inhalte zeigen oder digitale Umwege nutzen.
Was also tun?
Die Studienautor*innen empfehlen: Ein eigenes Smartphone frühestens ab 13 Jahren – und auch dann nur mit klaren Regeln, Begleitung und Aufklärung. Denn auch 13-Jährige sind mit dem Angebot oft überfordert – und brauchen Eltern, die mit ihnen sprechen, begleiten und Grenzen setzen.
Was du konkret tun kannst:
Später ist besser – vor allem bei Social Media.
Regeln vereinbaren: keine Geräte im Schlafzimmer, Bildschirmzeit begrenzen, gemeinsame Handyzeiten.
Smartphone als Werkzeug nutzen, nicht als Dauer-Unterhaltung.
Vorbild sein: Wer beim Essen scrollt, sendet ein Signal.
Aufklären: Was ist Cybermobbing? Was machen Likes mit dem Selbstbild? Was tun bei Problemen?
Im Gespräch bleiben – nicht erst, wenn es zu spät ist.
Die Studie zeigt: Smartphones sind nicht per se schlecht – aber sie wirken anders auf Kinder als auf Erwachsene. Und ein zu früher Zugang kann psychische Spuren hinterlassen, die erst Jahre später sichtbar werden. Deshalb lohnt sich ein bewusster, begleiteter Einstieg. Und manchmal eben auch ein klares „Noch nicht“. Zum Schutz der seelischen Gesundheit unserer Kinder.
Weitere Quellen und Hintergrundinformationen: