Liebe Eltern, Kinder sind kein Content!

Kinder gehören nicht ins Internet. Und schon gar nicht in dem Ausmass, wie wir es heute sehen. Es geht längst nicht mehr nur um Fotos. Heute werden Videos geteilt, Alltagsszenen gezeigt, Geschichten erzählt, Daten veröffentlicht und sogar die Stimmen von Kindern landen online. Oft gut gemeint, oft aus Stolz, manchmal aus Routine. Doch die Folgen tragen später nicht wir, sondern unsere Kinder.

Wir haben bei Medienzeit mehrfach erklärt, warum Zurückhaltung so wichtig ist. Im Beitrag Sharenting wenn Eltern zu viel teilen zeigen wir, wie schnell harmlose Inhalte zu einem Risiko werden können.

Auch Schulen und Vereine stehen vor dieser Verantwortung, das zeigen wir im Beitrag Schulen und Vereine: Kinderfotos gehören nicht ins Netz! . Viele wollen Gemeinschaft zeigen, doch gerade Kinder brauchen besonderen Schutz.

Zählmarke
Ein kleines Kind steht auf einer Strasse und hält ein selbstgemaltes Plakat hoch. Hinter dem Kind sitzt eine grössere Menschenmenge, viele halten ihre Smartphones in der Hand und filmen oder fotografieren.

Bild generiert mit Hilfe von KI (Gemini, Google)

Was heute alles Content über Kinder ist

  • Fotos

    Ein harmloses Bild kann Jahre später peinlich sein, falsch genutzt werden oder durch KI verfremdet werden. Selbst normale Alltagsfotos können in gefährliche Kontexte geraten. Ein passender Beitrag: Fake-Nacktbilder durch KI: So schützen wir unsere Kinder

  • Videos

    Videos verbreiten sich schnell und wirken intensiver. Ein kurzer Wutanfall, ein Stolperer, ein privater Moment. All das kann gespeichert, kopiert, weitergeleitet und aus dem Kontext gerissen werden. Kinder werden dadurch ungewollt Teil einer Öffentlichkeit, die sie nie gewählt haben.

  • Daten

    Viele Eltern veröffentlichen Namen, Geburtstage, Wohnorte, Schulen, Vereine oder Gesundheitsinfos. Diese Daten machen ein Kind identifizierbar und bilden die Grundlage für Risiken wie Grooming, Identitätsmissbrauch oder Stigmatisierung.

  • Geschichten

    Wenn Eltern online erzählen, dass ihr Kind Angst hat, schlecht lernt, wütend ist oder Probleme hat, entsteht ein öffentliches Bild. Ein Bild, das nicht mehr verschwindet und später gegen das Kind wirken kann.

  • Stimme und Ton

    Die Stimme eines Kindes kann heute innerhalb von Sekunden durch KI kopiert werden. Was früher harmlos klang, kann heute für Deepfake Inhalte missbraucht werden.

  • Inhalte aus Schule und Verein

    Klassenfotos, Sportergebnisse, Gruppenbilder. Sie liefern zusätzliche Informationen, die Rückschlüsse auf Umfeld, Routinen oder Freundschaften ermöglichen.

  • Profile die nebenbei entstehen

    Nicht ein einzelner Post ist das Problem, sondern die Masse. Aus vielen kleinen Einblicken entsteht ein digitales Profil, das Unternehmen und Fremde auswerten können. Diese Profile verraten mehr, als viele Eltern ahnen.

Ein kleines Kind steht in einem Zimmer und hält sich mit beiden Händen das Gesicht zu. Weiches Licht fällt von der Seite ins Bild.

Bild generiert mit Hilfe von KI (ChatGPT/DALL·E, OpenAI)

Der oft vergessene Punkt: Daten von Kindern trainieren heute KI Modelle

Was viele Eltern nicht wissen: Alles was online steht, jede Interaktion, jedes Bild und jede Geschichte kann in KI Systeme fliessen. Und das passiert bereits. Auch Inhalte von Kindern wurden genutzt, um Modelle zu trainieren. Sie werden analysiert, bewertet und in Datenpools gespeichert, die niemand vollständig überblickt.

Wir haben das ausführlich erklärt. Leider haben bisher nur sehr wenige Menschen dem aktiv widersprochen. Das könnt ihr unbedingt nachholen, denn der Schutz eurer Kinder hängt auch davon ab.

Wie das geht, zeigen wir hier im Beitrag Stoppt Metas KI-Training: Schützt die Daten eurer Kinder

Warum das alles so wichtig ist

Kinder können nicht einschätzen, wie lange etwas online bleibt. Sie können nicht wissen, wer es sieht, wie es gespeichert wird oder wie KI es später verfremdet. Sie können nicht beurteilen, ob ein peinlicher Moment Mobbing auslöst oder ob ein harmloses Foto in einem anderen Kontext gefährlich wird.

Wir Erwachsenen können das. Und deshalb tragen wir die Verantwortung.

Was Kinder wirklich brauchen

Kinder sind kein Content! Kinder brauchen Schutz. Nicht Reichweite und nicht Klicks. Sie brauchen Erwachsene, die ihre Verantwortung ernst nehmen und verstehen, dass digitale Öffentlichkeit immer ein Risiko bedeutet. Kinder brauchen Momente, die ihnen ganz gehören. Momente, die nicht dokumentiert und nicht bewertet werden. Momente, in denen sie einfach Kinder sein können, ohne dass jemand zuschaut oder speichert.

Echte Verbindung entsteht im Alltag. Beim Zuhören. Beim Trösten. Beim gemeinsamen Lachen. Beim Begleiten durch kleine und grosse Situationen. Diese Nähe ist es, die Kinder stärkt. Nicht ein Post und nicht ein Video.

Kinder sind keine Bühne. Sie sind keine Erweiterung unseres Profils und kein Material für Content. Sie sind Menschen mit eigenen Rechten, eigenen Gefühlen und einer Zukunft, die ihnen selbst gehören sollte. Eine Zukunft, die wir nicht mit digitalen Spuren belasten dürfen, die sie nie selbst gesetzt haben.

Ihre Geschichten gehören nur ihnen! Nicht dem Internet, nicht den Plattformen, nicht dem Algorithmus. Und es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass das so bleibt.

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